Zierleiste v01

Veröffentlicht vom PFORA bei PLE am 07.09.2020


Vorwort

In diesem Jahr wird vielerorts dem vor 75 Jahren durchlebten Kriegsende gedacht, Erinnerungen geweckt und eine Zeit aufleben lassen, die uns inzwischen unwirklich erscheint. Doch es gab sie wirklich! Das war für uns Anlass, die letzte Zeitspanne des Krieges in Niederreifenberg erstmals gezielt zu ermitteln. Dazu wurden einige Zeitzeugen befragt und schriftliche Dokumente ausgewertet. Vieles bleibt für immer verborgen oder als Widerspruch bestehen. Trotzdem wollen wir unsere Rechercheergebnisse den Geschichtsinteressierten vorstellen und hoffen auf interessierte Leser. Unser Dank gilt den Zeitzeugen, die maßgeblich zum Erstellen dieser Dokumentation beigetragen haben.

Bombenabwurf am 22.2.1945


Maria Hecker

Das Kriegsgeschehen holte die Niederreifenberger Bevölkerung einen Monat vor Kriegsende ein, als am 22.2.1945, um 13.40 Uhr amerikanische Flugzeuge 4 Bomben abwarfen. Einige Einwohner hatten den Eindruck, als ob der Ort Niederreifenberg extra bombardiert worden wäre, denn man nahm zuvor eine Bomberstaffel wahr, vor der man gewarnt worden war, die von Oberreifenberg kommend den Ort überflog und bei deren Rückflug einzelne Flugzeuge die tödliche Last abwarfen. Einige Bewohner befanden sich noch in Luftschutzkellern. Man vermutete, sie könnten den Fabrikschornstein der Firma Herr als lohnendes Ziel ausgekundschaftet haben. Ein unwahrscheinliches Szenario. Üblicherweise entledigten sich die Flugzeuge der noch an Bord befindlichen restlichen Bomben, ohne konkrete Ziele dafür auszumachen. Von den abgeworfenen Bomben landete eine in der Weil, die drei anderen fielen auf Gebäude und Gärten und dabei waren 4 Todesopfer zu beklagen.

Unter den Opfern befand sich auch die Niederreifenbergerin Maria Hecker, die Tochter eines Niederreifenberger Gemüsehändlers. Hinzu kamen die sich zufällig dort aufhaltenden Christian Dölp mit Freundin Ursula Reventhlo (lt. Sterbeurkunde Röventhow ) und ein weiterer unbekannter Soldat, die gemeinsam als Durchreisende nach Limburg eine Unterkunft in Niederreifenberg suchten. Die Detonation war so heftig, dass ein Bein Ursula Reventhlos 50m weiter bis zum Haus der Familie Sauer geschleudert wurde und einem Soldaten wahrscheinlich keine Körperteile mehr zugeordnet werden konnten. Deshalb gibt es heute noch keine absolute Klarheit, wie viele Menschenleben tatsächlich dieser Bombenabwurf gekostet hatte. Pompös beerdigt wurden 3 Personen, nach der Aussage der Familie Hecker sollen es aber 4 Menschen gewesen sein. Ein Schock für die Bevölkerung! Da traten die Schäden an 5 Gebäuden und der Verlust von 5 Stück Vieh sogar in den Hintergrund. Der Krieg und der Tod, die so weit weg schienen, klopften massiv an die eigene Tür.

Der Volkssturm am Dienstag, den 27.3.1945

Das nahende Ende schien schon greifbar, als am Dienstag den Männern des Reifenberger Volkssturms das Antreten auf dem Schulhof in Niederreifenberg befohlen wurde. Eine Gruppe Deutscher Soldaten und der Ortsgruppenführer Fritz S. warteten dort mit einem Großfahrzeug auf den Volkssturm und die Reserven von Ober- und Niederreifenberg. Der halbe Ort war auf den Beinen, denn nun sollte es ernst werden und auch Mütter, Frauen und Kinder der Volkssturmmitglieder wollten wissen, was bevorstand. Außerdem stand das Gerücht im Raum, dass alle Einwohner ihre Heimat verlassen und in ein sichereres Gebiet umgesiedelt werden sollten. Auf dem Schulhof wurde der Befehl erteilt, sich nach Schmitten zu begeben, um die dortigen Truppen zu verstärken. Alle erhielten Verpflegung für 3 Tage durch die Soldaten. Groß war das Wehklagen in der Bevölkerung. Es ergab sich aber kein gemeinsamer Marsch dorthin, da die Amerikaner noch nicht unmittelbar dort erwartet wurden. Waffen gab das Militär deshalb noch nicht aus. Sie sollten erst in Schmitten in Empfang genommen werden.

Widersprüchliche Angaben gibt es über das Verhalten der Volkssturmmitglieder. Einige gaben an, sich wieder nach Hause begeben zu dürfen, weil einige Personen nicht gekommen seien, andere brachen ins Weiltal auf. Die Mitglieder des Volkssturms, die sich Richtung Schmitten auf den Weg machten (wann ist unklar), waren offensichtlich auf sich allein gestellt. Der Pfarrer hielt in der Kirchenchronik fest, dass sich der Volkssturm entschied, „klugerweise wieder heimzugehen“. Das aber wäre Befehlsverweigerung gewesen, was mit dem Tode zu bestrafen gewesen wäre. Wilhelm Herr und Anton Dinges, die zusammen nach Schmitten unterwegs waren, berichteten zudem, dass sich sie sich auf dem Weg nach Schmitten in Höhe des Heckenhainweihers „in die Büsche“ geschlagen hätten. Die beiden versteckten sich zunächst im Wald, um nicht in Kampfhandlungen verwickelt zu werden. Schließlich kehrten sie nachts nach Hause zurück und nutzten den Keller von Wilhelm Herr als Versteck. Deren Frauen informierten sich heimlich untereinander, damit sie sich keine Sorgen über den Verbleib ihrer Männer machen mussten.

Panzersperre am Mittwoch oder Donnerstag

Dass Ortsgruppenleiter Fritz S. sich angeblich weigerte, Panzersperren gegen die Amerikaner errichten zu lassen, reduzierte möglicherweise seine Strafe im Entnazifizierungsverfahren. Vorkehrungen aber waren dafür getroffen worden, denn an der Einmündung des Zassenrainwegs und damit am Ortseingang nach Königstein lag das Holz bereit, um eine Absperrung aufzubauen. Als der für die Absperrungsarbeiten vorgesehene Volkssturm aber nach Schmitten abkommandiert wurde, musste Fritz S. einen anderen Weg beschreiten, um seine Vorgaben umzusetzen. So versuchte er den bei Ludwig Brendel arbeitenden Knecht mit der Pistole zu zwingen, diese Arbeiten zu übernehmen. Dieser aber verweigerte seine Unterstützung. Als er mit dessen Erschießung drohte, antwortete dieser: “Dann schieß doch!“. Das wollte der Ortsgruppenleiter so kurz vor Kriegsende aber dann doch nicht riskieren. Der Knecht scheint ein kalkuliertes Risiko mit seiner Widersetzung des Befehls eingegangen zu sein, denn Fritz S. galt allgemein und unter den Zeitzeugen als humaner Vertreter der Macht, der nicht nach radikalen Grundsätzen ohne ein Anzeichen von Menschlichkeit sein Amt versah. Tatsächlich bestanden beim Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte keine Panzersperren. War ein nur halbherziges Umsetzen durch den Ortsgruppenleiter Schuld daran oder gab es (noch) andere Gründe?

Gründonnerstag mit Einzelkämpfer

Am Gründonnerstag selbst waren die Straßen in Niederreifenberg zeitweise gespenstisch leer. Von deutschen Truppenverbänden keine Spur mehr. Man vernahm aber – besonders nachts – bereits Panzergeräusche aus Richtung Oberems, die über die Hünerstraße hallten. Umso überraschender tauchte am Abend ein ganz junges zierliches Kerlchen mit einer Panzerfaust in der Hand im Hof der Familie Dinges auf. Er war Soldat, was man unschwer an der Uniform erkennen konnte. Ein verstreuter blutjunger Soldat, beseelt vom Kampfeswillen gegen den übermächtigen Feind. Auf die Frage, was er denn mit der Panzerfaust anzustellen gedenke, entgegnete dieser, „er müsse damit hoch zum Roten Kreuz und sich und Deutschland verteidigen“. Frau Dinges riet ihm, doch den Unsinn zu lassen, lieber die Waffe wegzuwerfen und sich in Sicherheit zu bringen. Doch den Rat nahm er nicht an. Und schon machte er sich auf den Weg hoch zum Roten Kreuz. Einige Tage danach erzählte man sich, dass er dort in der Nähe tot aufgefunden worden wäre.

Einmarsch der Amerikaner am Karfreitag

Am Karfreitag, den 30.3.1945 fand die Naziherrschaft in Niederreifenberg ihr Ende. Morgens drangen amerikanische Truppen mit Panzern von der Kittelhütte aus Oberems oder Seelenberg kommend in Niederreifenberg ein.
Um 8 Uhr war an diesem Morgen ein Gottesdienst angesetzt. Als Pfarrer Hartgen in der Sakristei die Nachricht erhielt, dass die Amerikaner anrückten, war die Durchführung des Gottesdienstes in Frage gestellt. An diesem kirchlichen Feiertag war der Kirchenbesuch stark ausgeprägt, sodass fast die gesamte Bevölkerung dort versammelt war. Zum Glück hatten die niederreifenberger Bewohner weiße Bettlaken herausgehängt, weshalb es zu keinen Zwischenfällen und unnützen Opfern kam. Alle Einwohner, die sich in der Kirche befanden, wurden durch Pfarrer Hartgen auf den Einmarsch der Amerikaner hingewiesen und gebeten, umgehend den Heimweg anzutreten. Die Kinder, die aus der Kirche traten, sahen, dass auch amerikanische Soldaten von dem Abhang der Hünerstraße aus den Ort beobachteten. Um den einrückenden Truppen ggf. Feuerschutz zu bieten, hatten sich Teile davon oberhalb des Dorfes hinter Holzstämmen versteckt oder im geschützten Gebüsch ausgeharrt. Viele Kirchgänger wedelten mit ihren weißen Taschentüchern, um den Amerikanern ihre friedliche Absicht zu signalisieren. Die Kinder begleiteten die hereinfahrenden Jeeps und geleiteten sie zum einzigen Saal des Ortes in die Gaststätte „Zum kühlen Grund“, wo die Soldaten dann ihren Hauptstützpunkt einrichteten. Vor einem Jeep lief ein Amerikaner mit Funkgerät, um die gesamte Truppe dorthin zu dirigieren. Der Gottesdienst am Feiertag fand laut Kirchenbucheintrag trotzdem statt, wenn auch mit einstündiger Verspätung. So notierte es jedenfalls der Pfarrer, der dann wohl alleine in der Kirche Gott pries und dankte für das friedliche Ende der Naziherrschaft.

Belegung mit Truppen

Mehrere Häuser auf der Brunhildisstraße ( heute Brunhildestraße ) mussten für die Besatzer geräumt werden. Besonders die am Ortseingang gelegenen Gebäude links und rechts dienten den Amerikanern als erste Verteidigungsstellungen gegenüber rückeroberungswilligen deutschen Soldaten. So musste die Familie Wolf, die Besitzer des ersten Hauses aus Richtung Rotem Kreuz, sofort ihr Haus verlassen und fanden vorübergehenden Unterschlupf bei ihrem Nachbarn Heinrich Messer. Dort muss es ziemlich eng geworden sein, denn auch sein gegenüber wohnender Bruder musste sein Haus verlassen und zog kurzzeitig bei ihm ein. Am anderen Ende der Straße wohnte im Eckhaus die Familie Jean Herr mit drei Kindern, die dann schnell einige Sachen packten, um der Aufforderung der Räumung nachzukommen. Doch der Nachbar Theodor Eckermann verweigerte den Zuzug, weil er bereits der Familie Simon Unterschlupf gewährte. Sofort schaltete sich der amerikanische Kommandant ein und drohte den Eheleuten Eckermann mit Auszug aus dem eigenen Haus. Schon war das Problem gelöst. Das Haus der Familie Herr bot nicht nur einen strategischen Vorteil, sondern lieferte dazu gleichzeitig auch noch Verpflegung, denn die Besatzer fanden einen vollen Hühnerstall, dessen Hühner dann alle in amerikanischen Kochtöpfen landeten. Weiterhin wurden die Häuser der Familie Sauer, Anton Hammer und Peter Herr besetzt. Bei dem Rückzug hinterließen die Besatzer den Betroffenen Chaos, Dreck, Abfall und leere Flaschen. Rücksichtnahme gab es im Krieg kaum, denn es war unumgänglich, dass Soldaten in Stiefeln zu Bett gingen. Manchmal fanden auch bestimmte Gegenstände großes Interesse der Besatzer, wie z.B. das Motorrad der Familie Messer, dessen Motor aber klugerweise Alfred Messer zuvor ausgebaut hatte.

Zwangsarbeiter


Bild: Besuch bei Franz April ca. 1960 in Brüssel (v.l. Franz April, Anton Eckermann und Willi Knippler)

Die Firma Seeger, die die in jedem Auto befindlichen Seeger-Ringe herstellte, war 1944 in Frankfurt ausgebombt worden. Wegen der kriegswichtigen Herstellung wurde die Firma aufs Land verlegt und fand schließlich mit einer Fertigungsstätte Unterschlupf bei der Firma Eckermann, wo deren Fertigungshalle bei den Arbeitern den Namen „Seegerhalle“ erhielt. Noch bis heute hat sich der Begriff in der Firma erhalten. Die für die Firma Seeger tätigen Zwangsarbeiter waren in Baracken in der Nähe des Roten Kreuzes untergebracht. Als nun die amerikanischen Truppen Niederreifenberg besetzten, brach auch die Logistik und damit besonders deren Versorgung zusammen. Am Tag nach deren Befreiung fanden sich diese Arbeiter im Schulhof von Niederreifenberg mit Einwohnern des Ortes zusammen und man beratschlagte, wie es mit ihnen weitergehen solle. Unter den Zwangsarbeitern befand sich auch ein junger Belgier (1924 geboren) mit Namen Franz April, der auch der deutschen Sprache mächtig war. Kurzentschlossen sagte Anton „Ferdnand“ Burkhardt: „Den nehme ich mit nach Hause“. Aus dieser humanitären Hilfeleistung entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft mit gegenseitigen Besuchen. So wurde in Niederreifenberg bereits zur „Stunde Null“ Völkerverständigung gelebt, ohne dass dies zuvor propagiert oder für möglich gehalten worden wäre.

Ortsgruppenleiter

Eine Quelle besagt, der Ortsgruppen- und Stützpunktleiter Fritz S. sei beim Einmarsch der Amerikaner gleich verhaftet worden und habe der Aufforderung Folge leisten müssen zu klären, wer denn der zuständige Bürgermeister hier sei und wo dieser wohne. Der Ort Niederreifenberg existierte zu diesem Zeitpunkt dem Namen nach gar nicht, da er zum 1.4.1939 mit Oberreifenberg zu einer gemeinsamen Gemeinde Reifenberg zusammengefasst worden war. Für die Orte galt ab diesem Zeitpunkt die Benennung Reifenberg-West und Reifenberg-Ost. Es ist deshalb unklar, ob jemand die Aufgaben eines Bürgermeisters in Niederreifenberg zu diesem Zeitpunkt überhaupt übernommen hatte, da das Bürgermeisteramt eigentlich in Oberreifenberg ( Reifenberg-Ost ) belegen war und der dortige Amtsträger Hess Ende 1943 zur Wehrmacht einberufen worden war. Die Verwaltungstätigkeit für Reifenberg-West hatte möglicherweise der Rechner und Beigeordnete Messer übernommen. Grund für Verwirrungen seien auch die falschen Angaben eines Halbjuden am Einzugstag der Amerikaner gewesen. Missverständnisse und Übersetzungsfehler waren auch aufgrund der Sprachbarrieren an der Tagesordnung. Die Amerikaner überstellten Fritz S. in ein Internierungslager, wo er auf seinen Prozess bis 1948 wartete. Er wurde insbesondere für den Tod eines Mitbürgers verantwortlich gemacht, wovon er freigesprochen und letztendlich als Mitläufer eingestuft wurde.

Neuer Bürgermeister und Ortstrennung

Der Pfarrer diente den Amerikanern auch als Ansprechpartner für die Frage, wer als unbelastete Person die Aufgaben des Bürgermeisters im Übergang wahrnehmen könnte. Er schlug den Fabrikanten Anton Herr vor, der aber ablehnte. Stattdessen übernahm Josef Ungeheuer das Bürgermeisteramt, das früher einmal sein Vater ausgeübt hatte. Nach kurzer Zeit aber wanderte die Bürgermeisterwürde doch zu Anton Herr, der dann kurze Zeit danach durch einen Herrn Hartmann, einen auswärtigen Kandidaten, ersetzt wurde. So hatte Niederreifenberg im Jahr 1945 allein drei vorläufige Bürgermeister. Ganz unbemerkt vollzogen sich damit die ersten Schritte der Trennung der Gemeinden Ober- und Niederreifenberg, die zwangsweise von den Nationalsozialisten zu einem Ort Reifenberg vereinigt worden waren. Die offizielle Trennung erfolgte aber erst 1948.

Vormarsch nach Oberreifenberg

Von Reifenberg-West aus begann die Eroberung von Reifenberg-Ost über den steilen Triebweg, heute Burgweg mit Jeeps und Panzern. Am oberen Ende dieses Weges lag der Ortseingang von Oberreifenberg und das Forsthaus, in dem die Familie des Försters Gustav Jäger wohnte. Der Förster selbst war als Soldat schon einige Zeit abwesend, weshalb seiner Frau als landwirtschaftliche Hilfe ein Russe zugeteilt worden war. Ein sofortiger Auszug der gesamten Familie war die Folge und der Schweißhund des Försters musste in einem angrenzenden Schuppen untergebracht werden. Der einzige tägliche Zugang wurde Frau Jäger nur zu ihren Stallungen gewährt, um das Vieh zu füttern. Da von dieser Stelle auch der Eingang von Königstein her gut kontrolliert werden konnte und einen kilometerweiten Überblick ermöglichte, hoben sich die Eroberer einen tiefen Gaben aus, um einen zusätzlichen Schutz im Falle eines Falles zu erhalten. Als die Familie Jäger wieder ihr Haus bewohnen konnte, musste sie feststellen, dass ihr Hund von den Amerikanern noch am Tage ihres Abzugs erschossen zurückgelassen worden war.

Rätsel um 3 Tote

Ein nicht lösbares Rätsel brachte der Tod von 3 deutschen Soldaten nach der Eroberung Reifenbergs mit sich. Tatsache ist, dass die Soldaten Alfred Trocha, Alfred Trützel und Ernst Brendemühl – alle so um die 40 Jahre alt – am 1. April und damit nach der Eroberung ums Leben kamen und teilweise in Niederreifenberg beigesetzt wurden. Die Ehrengräber von Trocha und Brendemühl wurden erst vor ca. 5 Jahren vom dortigen Friedhof entfernt. Die Geschichte ihres Todes jedoch ist so nebulös, dass keine klare Antwort auf deren Fragen gegeben werden kann. Die Hauptfrage dreht sich um die Todesursache des Trios: gezielte Exekution und damit Mord durch amerikanische Soldaten? Will man sich ein eigenes Urteil bilden, ist man auf unterschiedlichste Spekulationen und Angaben angewiesen. Ob sie in Niederreifenberg in Gefangenschaft gerieten, sie zum Abtransport zu einem anderen Sammellager auf ein Jeep geladen, an das Rote Kreuz gebracht, dort wahllos ausgesucht und erschossen und sodann nach Niederreifenberg zur Beisetzung gebracht wurden, ist ebenso ungewiss wie das Vernehmen von 3 Schüssen zu einer Exekution. Andererseits muss man bedenken, dass die Einwohner Ober- und Niederreifenbergs alle Ausgangssperre hatten und deshalb solche Geschehnisse gar nicht hätten verfolgen können. In den Totenscheinen ist jeweils ein Tod nach Kampfhandlung eingetragen, die durchaus auch hinter den Frontlinien erfolgen konnten. Einerseits gab es emotionale Reaktionen bei Soldaten meist nur innerhalb eines nahen Zeitfensters zu einem aufwühlenden Ereignis, andererseits sind aber auch Ausnahmen davon belegt. Die Ungewissheit bleibt!


Text und Bilder: Karl Breitung